24.03.12: Frühstück unter der Augenbinde
Vor allem wir Piloten waren ganz gespannt auf das, was auf uns zukommen würde. Essen ohne was zu sehen, wie kann das gehen?
Wir waren aber ganz optimistisch, wir waren ja in Begleitung unserer Copiloten, die täglich in dieser Situation sind, die können uns ja helfen, sagten wir uns.
Nach der Begrüßung durch unsere Gastgeberin, Heike Hess, wurden den Sehenden die Augen verbunden. Sie führte uns im Dunkeln zu den Frühstückstischen. Heike Heß hatte dankenswerterweise den Frühstückstisch für uns vierzehn gedeckt.
Mit Hilfe der mit der Situation vertrauten Blinden aber auch durch Fühlen, war schnell klar, wo was stand und wer wo saß. Unserer blinden Mitglieder halfen zunächst, sie gossen den Kaffee oder Tee ein, gemeinsam verteilten wir Brötchen und und boten an, was wir vor uns erfühlt hatten.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, wollte jeder der Sehenden auch kompliziertere Dinge selbst ausprobieren: „lass mich mal den Honig selbst in den Tee tun“, „ich möchte versuchen mir den Kaffee einzuschenken“.
Die Gespräche wendeten sich bald, wie bei einem ganz normalen Frühstück alltäglichen Themen zu wie der letzten Tandemfahrt, einem geplanten Urlaub oder etwa der kommenden Berlinfahrt. Insgesamt war das Frühstück eine wertvolle Erfahrung.
Im Anschluss an das Frühstück hatten wir noch Gelegenheit die Werkstatt-Galerie 37 der Stiftung, in der die Steatit-Skulpturen von blinden und sehbehinderten Künstlern gezeigt werden, zu besichtigen. Die Werke beeindruckten uns sehr.
Johannes Bosten
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