Tandemclub Offenbach - für Blinde, Sehbehinderte und ihre Freunde e.V. - Druckansicht Freitag, 22.11.24

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11.09.12 Feierabendfahrt mit Einkehr (Pizzeria)

Für die heutige Feierabendfahrt ist eine Einkehr in eine Pizzeria geplant:

Mit 11 Leuten haben wir einen gemütlichen Abend in der Pizzeria verbracht. Ganz besonders haben wir uns über Ida Todisco gefreut, die mal wieder mit uns gefahren ist und uns einen schönen Bericht geschrieben hat:

 

 

Spätsommergewitter & Profiteroles & Tandemglück


Am 11.9.12 mache ich mich wieder auf den Weg zur Rosenhöhe, um mich dort mit dem  Tandemclub Offenbach zur Feierabendtour zu treffen. Kurz zuvor ist noch ein kräftiger Gewitterregen vor meinem Bürofenster runtergegangen und ich habe bereits einen Haken an meine mit Vorfreude geplante Tour gemacht. Spätsommer halt. Alles drin an Wetter. Die Mitglieder und Freunde des Tandemclubs Offenbach lassen sich aber offenbar von ein paar Regenschauern nicht gleich vom Sattel holen. Kurz vor halb sechs geht’s trotz Regenwolken los: 4 Tandems, 4 sehende Piloten & 4 blinde Copiloten samt Regenschutzkleidung.
Wir durchqueren die Stadt Richtung Bürgel und Rumpenheim, nehmen die Brücke rüber nach Fechenheim und radeln entlang des neu gestalteten Leinpfads Richtung Carl-Ulrich- Brücke. Zwischendurch lässt sich immer mal wieder die Sonne blicken oder es schüttet kurz, als hätte oben jemand alle Hähne aufgedreht. Warm ist es, fast ein bisschen subtropisch am Main. Spätsommer. Hinter der Brücke nähern wir uns dann bei einsetzendem Starkschauer unserem Ziel. UNDINE. Wassergeist, das passt, denke ich bei all dem Wasser von oben, und außerdem ist die UNDINE meine Lieblingspizzeria.
Dort steht dann die verdiente Pause mit Pasta & Pizza an, und außerdem lerne ich endlich auch Helene und xy (1 Mann und eine Frau, die neben Helene saßen) kennen – von denen ich beim letzten gemeinsamen Radeln schon viel gehört hatte.
Beim gemeinsamen Essen wird mir klar, dass es eine Menge Dinge gibt, über die man sich im Leben keine oder kaum Gedanken macht. So zum Beispiel über die Frage, wie Blinde den Inhalt einer Speisekarte erfahren oder wie sie den richtigen Geldsschein beim Zahlen finden und dann wiederum sicherstellen, dass sie beim Rückgeld auch nicht übers Ohr gehauen werden. Und Spaghetti sollte auch jeder einmal in seinem Leben blind gegessen haben. Echt nicht einfach.
Etwas Wichtiges gehört noch zur Einkehr in der Undine: die Sache mit den Profiteroles. Beim Diskutieren über Nachtisch blieben wir alle an dem Wort hängen. Hört sich erstmal an wie ein Medikament oder ein Dopingmittel im Radsport. Falsch gedacht: Profiteroles (frz.: „kleiner Gewinn, kleines Geschenk“) sind die italienische Antwort auf Windbeutel. Aus zuckerlosem Brandteig hergestellt, werden sie als klassisches Dessert der italienischen, französischen und türkischen Küche meistens – wie Éclairs – mit Schlagsahne, Vanille- oder Mokkacreme gefüllt und mit dicker, dunkler Schokoladensauce überzogen serviert. Der perfekte Abschluss für unser gemeinsames Essen – und da geht’s auch schon weiter. Draußen wird es grad dunkel, es ist windig und es regnet leicht. Carmine und Annette, die netten Chefs vom Undine, verabschieden uns mit einem „Viel Spaß“ und haben recht damit. Die Heimfahrt quer durch die Offenbacher Innenstadt und durch kleine Seitenstraßen zur Rosenhöhe macht trotz beginnenden Dauerregens und Gegenwinds Spaß. Ich unterhalte mich mit Malik, meinem Copiloten, über Geschäfte, die neu eröffnet haben, und andere, die schon wieder zugemacht haben in der Innenstadt. An der Rosenhöhe angekommen, verabschieden wir uns alle schnell voneinander und jeder macht sich auf seinen Weg nach Hause.
Meiner führt mich über Ketteler-Krankenhaus und alten Schlachthof in mein Viertel. Zu Hause direkt unter die heiße Dusche und dann beim Teetrinken Folgendes gedacht:
Tandemglück! Wetter so was von egal.     

ida todisco

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