Tandemclub Offenbach - für Blinde, Sehbehinderte und ihre Freunde e.V. - Druckansicht Dienstag, 03.12.24

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25.08.12: Offenbach-Post

25.08.12 OF-Post: Blinde radeln mit Sehenden

Blinde radeln mit Sehenden

Tandemclub macht ambitionierte Touren

Von Stefan Mangold

OFFENBACH - Rima Stiben, Gabi Bosten und Helne Wenzel verbindet, im Auto niemals am Steuer und auf dem Tandem immer hinten zu sitzen. "Nur wenn wir ein Abenteuer erleben wollen, dann tauschen wir", scherzt Stiben am Rande der hr4-Radtour. Der Tandemclub Offenbach für Blinde, Sehbehinderte und ihre Freunde, ein eingetragener Verein, war am ersten Augustwochenende mal wieder mitgefahren.

Rima Stiben kam mit einer Augenkrankheit auf die Welt. Auf einem Auge konnte sie bis vor ein paar Jahren manches schematisch erkennen. Als Folge eines Unfalls funktioniert auch das nicht mehr, "hell und dunkel kann ich aber unterscheiden".

Helene Wenzel weiß an vielen Ecken Offenbachs genau, wie die Häuser aussehen. Sie erblindete erst mit 17 Jahren, ebenfalls durch eine Krankheit.

Die Anfänge des Clubs liegen im Jahr 1989. Der Blindenverein bekam von der Sparkasse vier Tandems gespendet. "An jedem zweiten Sonntag fahren sieben bis acht Piloten mit", berichtet Johannes Bosten. Der übernahm vor zwei Jahren von Wiltrud Janotta den Vorsitz.

Manche, die sich als Piloten anbieten, unterschätzen, was auf sie zukommt. Die Routen, die Helene Wenzel festlegt, gehen keineswegs nur um den Block. "Viele sind überrascht, wenn erst nach 60 Kilometern Schluß ist." Was die Spreu vom Weizen trennt. Denn Leute, die sich aus einem Gefühl des Mitleids meldeten, um ein bisschen Blinde durch die Gegend zu lenken, kommen dann nicht wieder. "Wer dabei bleibt, der macht das aus Freude am Tandemfahren." Auch in der Woche treffen sich Mitglieder zu Kurztrips nach Feierabend.

Ihre erste Fahrt ging für Rima Stiben über sechs Kilometer, um den Maunzenweiher im Frankfurter Stadtwald. "Mir kams viel länger vor", erinnert sich die in Kasachstan aufgewachsene deutschstämmige Russin. Die ersten Eindrücke sind meist die intensivsten. Stiben kam 2000 für ein Praktikum als Textverarbeiterin im Amtsgericht nach Offenbach, wo sie seitdem arbeitet. Dort lernte sie Helene Wenzel kennen, stellvertretende Vorsitzende und eine der Gründerinnendes Clubs. Die überredete sie, "mich mit 34 Jahren das erste Mal aufs Fahrrad zu setzen".

Anders als bei Kindern, die anfangs öfter kippen, "fällt es dem Anfänger auf dem Tandem wesentlich leichter, das Gleichgewicht zu halten", versichert Gabi Bosten. Die fährt mit ihrem Mann Johannes seit 1986 durch die Landschaft, "da hatten wir noch unsere kleine Tochter mit". Bostens radeln seit acht Jahren im Club, dem 33 Mitglieder angehören. "Die Gruppe ist nett und lustig".

Der Verein unternimmt nicht nur Ausflüge oder längere Touren wie nach Berlin an Pfingsten zur Tandemsternfahrt zum 100. Geburtstag des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands. "Wir grillen auch oder gehen ins Kino", gewährt Helene Wenzel Einblick ins Vereinsleben. Blinde im Kino, das klingt paradox."Doch Filmen, in denen Dialoge dominieren, können wir problemlos folgen." Nichtsehende regen sich beim Fußball ebenfalls über vergeigte Chancen auf und fluchen über Spieler der eigenen Mannschaft. "Das Interesse kommt über die Emotion, die der Kommentator am Radio ausstrahlt", erklärt Rima Stiben.

Die erste Fahrt über eine längere Strecke empfand Stiben damals als mühsam. Der Sattel war zu hoch eingestellt, mit ihrer Kondition stand es nicht zum besten. Auch wenn sie die folgenden Tage ihre Muskeln spürte, wusste sie: "Ich bleibe dabei!"

Mitfahrer sind immer willkommen. Infos im Internet:

www.tandemclub-offenbach.de

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