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31.07.14: Bericht in der Frankfurter Rundschau
"Teamwork auf zwei Rädern"

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Unsere Gruppe bei einer Pause auf dem Vogelsberger Südbahnradweg.

(c) www.fr.de/ (Zur Webseite mit dem Artikel)

(c) Text von Andrea-Maria Streb - www.schwarzaufweiss-texte.de

Das Foto über den Artikel in der Frankfurter Rundschau zeigt unsere Gruppe bei einer Pause auf dem Vogelsberger Südbahnradweg. Ralf schaut sich Bilder auf dem Fotoapparat an und erklärt Rima und Renate, was er gerade sieht. Heidi, Peter und Heribert schauen etwas entfernt stehend zu, André schaut, ob noch etwas zu essen in der Tüte ist.

Text unter dem Bild:

Gemeinsam ins Grüne: Zweimal im Monat unternimmt der Club längere Touren. Foto: Tandemclub Offenbach

 

Teamwork auf zwei Rädern

Der Tandemclub Offenbach für Blinde und Sehende ist seit 25 Jahren aktiv. Mitfahrer sind willkommen.


"Wenn jemand von uns hört, denkt er oft, wir würden halt mal um den Block fahren." Johannes Bosten grinst – denn mit dieser Annahme würde man ziemlich danebenliegen. Der Tandemclub Offenbach für Blinde, Sehbehinderte und ihre Freunde macht regelmäßig weite Touren, zum Beispiel in den Spessart. "Kürzlich waren wir in Wächtersbach", sagt Bosten. Der Erste Vorsitzende des Vereins ist "Pilot". So heißen in dem Club die Sehenden, die vorne auf dem Tandem fahren. Bosten fährt normalerweise mit seiner Frau Gabriele, die sehbehindert ist, auf dem Rad für zwei.

Seit 1989 gibt es den Offenbacher Tandemclub. Am Anfang standen vier bis fünf Mitglieder der Bezirksgruppe Offenbach des Blindenbunds Hessen, die Lust aufs Radfahren hatten, und mit sehenden Freunden gemeinsam unterwegs waren. Sie gründeten den Verein, konnten dank einer Spende mehrere Tandems kaufen und dann richtig loslegen.

Heute macht die Gruppe zweimal im Monat eine größere Tour; zwei- bis dreimal auch eine kleinere Fahrt nach Feierabend. Einmal jährlich unternimmt der Verein eine mehrtägige Radwanderung. Besonders sportlich muss man laut Johannes Bosten nicht sein, um mitzufahren: "Wir fahren ganz gemütlich und machen viele Pausen", versichert er. Und: "Wir richten uns nach dem Langsamsten."

Kommunikation ist alles

Es geht ohnehin nicht darum, Rekorde aufzustellen. "Kommunikation ist alles", hebt Bosten hervor. "Man kann sich permanent unterhalten." Und das muss auch sein. Helene Wenzel, Zweite Vorsitzende des Clubs und blind, erklärt: "Der Pilot gibt laufend Infos über die Strecke, wie zum Beispiel 'Jetzt kommt ein Berg'." Auch Besonderheiten des Wegs müssen kommuniziert werden, oder wenn gebremst werden muss. Das Zusammenspiel der Fahrer müsse dabei stimmen: "Wenn’s nicht passt, merkt man das sofort", sagt Wenzel. Auch Größe und Gewicht der Fahrer müssen ähnlich sein. 

Aber nicht nur über das Fahren tauschen sich die zwei auf dem Tandem aus. "Wir sprechen auch viel über das, was uns umgibt. Einer sieht, der andere riecht vielleicht etwas", beschreibt Gabriele Bosten das, was die Ausflüge ausmacht. "Die Bewegung und die Geselligkeit", sind es, was Helene Wenzel schätzt.

Der Verein beschränkt sich nicht aufs Radfahren. "Wir machen auch mal ein Picknick oder gehen essen", erzählt Wenzel, "so richtige Wohlfühlsonntage." Im Winter geht die Gruppe wandern, zudem gehen sie auch gemeinsam ins Theater oder kochen.

Ein kleines Ungleichgewicht besteht zwischen der Zahl der Piloten und der blinden Fahrer. Es gebe zwar Piloten, die schon lange dabei seien, sagt Gabriele Bosten, aber viele, insbesondere jüngere Leute, könnten nur eine begrenzte Zeit mitmachen. Daher sind sehende Mitfahrer immer willkommen. Dabei legt Johannes Bosten Wert darauf, dass es sich nicht um ein einseitiges Geben-Nehmen-Verhältnis handelt. "Ich mag das Wort Integration oder auch Inklusion nicht", sagt er. "Wer integriert denn wen? Jeder hat doch irgendein Handicap. Bei uns mitzumachen, ist für beide Seiten eine Bereicherung."

Freuen würde der Verein sich auch über Unterstützung in einem ganz anderen Bereich: Die Website des Vereins ist nicht barrierefrei. "Wir haben niemanden, der die Seite Screenreader-fähig macht", bedauert Johannes Bosten.


Wir bedanken uns bei der Autorin Andrea-Maria Streb für die freundliche Genehmigung, den Text hier wiedergeben zu dürfen!

 

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